Und zur Aufmunterung eine kleine Geschichte von Elisabeth's Vater, Alois Prünster aus dem Büchlein "Die Gäste aus Mailand"
Es war Anfang Oktober. Einer der guten Monate. Ich hatte bereits mit den Mädchen abgerechnet und beeilte mich, zum Stammtisch zu kommen. Jeden Monat einmal treffen sich die Gastwirte, um die Neuigkeiten zu besprechen. Kein Wunder, dass ich das Geld, nachdem ich es nachgezählt hatte, in den Tresor in der Rezeption gelegt und dann den Betrieb schnell verlassen habe. Wie üblich dauerte der Stammtisch bis gegen Mitternacht, so dass ich spät ins Bett kam. Aber am nächsten Tag konnte ich eine Stunde länger schlafen, denn das Haus war zur Gänze besetzt und in der Frühe keine Abreise vorgesehen.
Umso mehr war ich erstaunt, als zeitig am Morgen das Telefon schellte und mich aus dem Schlaf riss. Meine Frau, die den Anruf entgegengenommen hatte, sagte zu mir ;“Geh schnell hinauf, es ist im Safe eingebrochen worden!“ In aller Eile zog ich mich an und überlegte, wie viel Geld in der Kasse gewesen ist. Schade um die Tageseinnahmen. Warum habe ich nur das Geld vor aller Augen nachgezählt und in den Safe gelegt!
Als ich in den Betrieb kam, wurde ich gleich von Gästen angesprochen, die süß-sauer sagten:“ Wir haben Verständnis, dass Sie im Herbst die Heizung in Betrieb nehmen, aber dass die ganze Nacht hämmern müssen, sehen wir nicht ein! Nach dem Frühstück gehen wir ohnedies aus dem Haus, dann können Sie Lärm machen, so viel Sie wollen. In der Nacht aber möchten wir schlafen. Wir haben von zwei bis fünf Uhr kein Auge zugemacht. Mein Mann wollte schon hinuntergehen, um Ruhe und Ordnung zu mache.“
Ich zeigte ihnen, was passiert war, und meinte, dass der nächtliche Lärm nichts mit der Heizung zu tun habe. Nun wusste ich, wann wir in der Nacht Besuch hatten.
Andere Gäste die auch dazukamen, um sich zu beschweren, und den von hinten aufgebrochenen Safe sahen, meinten:“ Das ist für Sie ein Vorteil. Sie sind bestimmt gegen Diebstahl versichert und können jetzt von der Versicherung verlangen, was Sie wollen. Das werden wir feiern!“
Sie wollten absolut nicht begreifen, dass ich weder versichert war noch von irgendjemandem etwas bekommen würde.
Nun hatte ich ein wenig Ruhe, um mir den Schaden genauer anzusehen. Ich sperrte den Safe von vorne auf und sah in dem oberen Fach durch das Loch das elektrische Licht vom Gang hereinleuchten. Das Loch war mit einem Fleischklopfer nd einem Messer von hinten in den Safe gehauen worden. Das verwendete Werkzeug lag noch im Gang.
Aber das Geld hatte ich nicht wie üblich in das obere Fach, sondern in das untere Fach gelegt. Das brauchte aber nicht jeder zu wissen. Besser sagte ich, es sei kein Geld im Safe gewesen.
Der Ordnung halber verständigte ich die Polizei, dass bei uns eingebrochen worden sei. Es dauerte über eine Stunde, bis unser Stationskommandant, begleitet von einem weitere Polizisten, im Auto aufkreuzte. Er zeigte sich sehr interessiert und wollte wissen, wer eingebrochen hat. Diese Frage hätte ich am liebsten von ihm beantwortet gehabt. Da wir beide diese Frage nicht beantworten konnten, meinte er, wenn er schon zu uns gekommen ist, könnte er gleich eine Gäste- und Betriebskontrolle durchführen. So könne er sich einen weiteren Besuch zwecks Kontrolle ersparen. Ich solle ihm meine Bücher, Fremdenregister und sonstigen Unterlagen zeigen und solle ihm sagen, wie viele Gäste gestern angekommen und heute abgereist sind. Geduldig und mit den Gedanken beim Einbrecher zeigte ich ihm die Register, die Meldeformulare und die übrigen Bücher. Er nahm ein Protokoll auf und bestätigte mir, dass er am heutigen Tag den Betrieb kontrolliert hat und alle Dokumente zu seiner Zufriedenheit vorgefunden hat. Beim Weggehen meinte er noch, dass ich ihn verständigen solle, falls ich etwas Neues in Bezug auf den Einbruch erfahren sollte.
Am nächsten Tag las ich in der Zeitung eine kleine Notiz. „In der vergangenen Nacht waren Einbruch auf Mair am Ort tätig. Sie mussten aber unverrichteter Dinge abziehen, da der vorsichtige Besitzer das Geld am Abend über den Nachttresor auf die Bank gebracht hat“.
Ich ließ auf die Rückwand eine dicke Eisenplatte aufschweißen, reparierte auch alle anderen Schäden, die die Einbrecher durch ihr gewaltsames Eindringen verursacht hatten und ging zur Tagesordnung über.
Von den Einbrechern habe ich in Zukunft Ruhe gehabt. Wussten diese doch durch die Zeitung, dass bei uns, da wir das Geld jeden Abend über den Nachttresor zur Bank bringen, nichts zu holen war.
Der Polizeikommandant kam in diesem Jahr nicht mehr, um den Betrieb zu kontrollieren. Auch in den Jahren bis zu seiner Pensionierung hatte er keinen Anlass, uns bei den periodischen Kontrollen zu bestrafen.
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