Eine kleine Geschichte aus dem Alltagsleben des Hoteliers Alois Prünster, Vater von Elisabeth die Heute das Hotel Mair am Ort führt. Die Gäste aus Mailand … und andere lustige Geschichten aus dem Leben eines Gastwirtes! So heißt das kleine Büchlein das Alois Prünster verfasst hat. Hier findet man zahlreiche Kurzgeschichten rund um das Leben eines Gastwirtes und den Geschichten mit seinen Gästen.
Wir waren solche Gespräche gewöhnt, so dass man nicht nur aus Höflichkeit, sondern auch aus geringem Interesse nicht mehr zuhörte, wenn wieder einmal jemand mit unserem Apparat telefonierte. Deshalb fiel mir auch einige Tage lang der Anruf eines attraktiven Gastes nicht auf, der täglich nach dem Frühstück zu Hause anrief.
Mit der Zeit war man die Gespräche, die sich meist gleich oder ähnlich abwickelten, gewohnt.
Auffallen war, dass sie mit ihrem Mann oder Bräutigam hier war und sich nach dem Befindes ihres Sohnes oder ihrer Eltern erkundigte, indem sie fragte: „ Wie geht es dir? Du fehlst mir so! hast du auch Sehnsucht nach mir? Jetzt dauert es nicht mehr lange und dann sehen wir uns wieder. Was machst du die ganze Zeit? Was hast du heute und morgen vor?“
Irgendetwas stimmte nicht zusammen. Ich hatte Mitleid mit ihr. Sie genoss den Urlaub, aber etwas fehlte zu ihrem Glück. Was soll es? Des Glückes ungetrübte Freud wird keinem Irdischen zuteil. Ich sprach sie darauf an und meinte, ob ihr Sohn oder ihre Mutter oder Vater das nächste Mal nicht mit auf Urlaub fahren könnte. Dann würde sich der tägliche Anruf erübrigen. Sie schaute mich verständnislos an. Als ich ihr aber sagte, dass ich ungewollt Zeuge ihrer Anrufe gewesen bin, lächelte sie und erklärte mir den Zweck der täglichen Anrufe.
„Wissen Sie, das verhält sich ganz anders als Sie denken. Ich bin mit meinem Freund im Urlaub und mein Mann, der sehr eifersüchtig ist, ahnt nichts davon. Wenn ich ihn täglich anrufe uns eine Stimme höre, bin ich sicher, dass er nicht kommt. Er braucht ungefähr zehn Stunden bis Tirol. Wenn ich ihn eines Tages nicht mehr telefonisch erreiche, muss ich schnell wegfahren, damit er mir nichts beweisen kann. Solange ich aber telefoniere und mit ihm spreche, weiß ich, dass er zu Hause ist, und ich laufe keine Gefahr, dass er unerwartet aufkreuzt. Ich bitte Sie, wenn er einmal anrufen sollte, verschweigen Sie ihm, dass ich nicht allein hier bin. Ansonsten gäbe es eine Katastrophe!“
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